Der eindimensionale Mensch
Datum/Zeit
Datum - 07.05.2015
Uhrzeit - 11:00 - 17:00
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Am 07.05.2015 fand ein gefühlt ganztätiger Workshop statt. Wir haben uns sehr intensiv mit dem Werk „Der eindimensionale Mensch“ von Herbert Marcuse beschäftigt. Der Philosoph PD Dr. Friedhelm Decher hat uns in lockerer Atmosphäre mit dem Denker und seinen philosophischen Grundlagen vertraut gemacht.
Unter dem immer stärker werdenden Eindruck des TINA-Syndrom („there is no alternative“) haben sich gut 30 Menschen von dem Siegener Philosophen Friedhelm Decher das Werk „Der eindimensionale Mensch“ von Herbert Marcuse erklären lassen. Marcuse war ein Philosoph und Soziologe aus der Frankfurter Schule („Kritische Theorie“), der Martin Heideggers radikalen Bruch mit der Philosophiegeschichte mit den Gesellschaftstheorien von Karl Marx und Siegmund Freud verbunden hat.
Die sehr aktuelle Frage lautete: Warum können wir keine Alternativen mehr entwickeln? Hierbei geht es – frei nach Horkheimer ausgedrückt – darum, eine Lehre von den gesellschaftlichen Bedingungen zu entwickeln, die dem Menschen die Würde wiedergeben. Ausgangspunkt hierbei ist die Analyse der „gegenwärtigen Industriegesellschaft“ (Späte vierziger Jahre, v.a. USA im Blick), die von Außen betrachtet vernünftig wirkt, im Ganzen aber irrational sei. Die technische Rationalität sei zu politischer Rationalität geworden, wodurch das ganze Leben berechenbar sei. Dies kritisiert Marcuse als verkürzte Rationalität, die dem Menschen nicht gerecht würde. Er bringt das auf den Punkt als „eine komfortable, reibungslose, demokratische Unfreiheit […] im Zeichen des technischen Fortschritts“. Ein wichtiges Element sieht Marcuse darin, dass Protest in die Logik der Herrschaft eingegliedert würde. (Das machte ihn zu einem beliebten Redner im Zuge der Studentenbewegung 1967f.) Es ging bei der Veranstaltung also um die philosophische Begründung eines normativen Rationalitätsbegriffes, der unter Vernunft nicht nur Rechnen, sondern „gutes Leben“ und „freie Entfaltung des Individuums“ versteht.
Ein Protokoll folgt.